In unserer Serie „Mein Flugerlebnis“ lassen uns ehemalige Flugschüler, Charterkunden und weitere Angehörige an besonderen Flügen & Erlebnissen teilhaben, die sie als Pilot erlebten. Haben auch Sie eine besondere Flugsituation erlebt oder ein für Sie außergewöhnliches Ziel angesteuert? Dann teilen Sie Ihre Eindrücke mit der Piloten-Community! Auch das ist MG flyers, denn wir verstehen uns neben unserer Tätigkeit als Flugschule weitergehend als Plattform aktiver Piloten, Fluglehrer und Schüler.

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Übersicht bisheriger Beiträge:

#1 – Low Approach am Flughafen Düsseldorf
#2 – Fliegen am Gletscher
#3 – Auf nach Berlin-Schönefeld
#4 – Inselrundflug Mallorca
#5 – Solo Dreiecksflug
#6 – Lukas Weg bei MG flyers
#7 – Ein besonderes Jubiläum
#8 – Fliegen am Kap der Guten Hoffnung

#8 - Fliegen am Kap der Guten Hoffnung

Mit der Piper durch Südafrika

Vor ein paar Jahren machte ich zum ersten Mal Urlaub in Südafrika in der Region um Kapstadt. Ich erlebte eine traumhafte Landschaft, ein sicheres Kapstadt mit europäischem Flair, eine unbeschreibliche Flora und Fauna, beste Weine direkt vom Weingut und unbeschreiblich nette Leute. Für mich war es klar, da komme ich nochmal hin und wenn es irgendwie möglich ist, dann möchte ich auch dort fliegen.

Im September 2021 war es so weit. 2 Wochen Kapstadt zur Erlangung meiner südafrikanischen Lizenz und den ersten Flugtouren sind geplant.

Für mich war es wichtig, dass ich eine Flugschule möglichst in der Nähe von Kapstadt mit einem hohen Professionalitäts- und Qualitätsstandard finde. Nach einer eingehenden Recherche machte mir die Flugschule des „CapeTownFlyingClub“ den besten Eindruck.

Freitag Abend ging es mit der Lufthansa ab Frankfurt direkt nach Kapstadt los, Samstag morgen wurde ich von einem guten Freund am Flughafen abgeholt.Man kann es zweifelsohne als goldenes Jubiläum bezeichnen, wenn unserer Fluglehrer und technischer Betriebsleiter Hajo heute am 01.06.2020 zum Flugplatz kommt.

Auf den Tag genau vor 50 Jahren absolvierte er seine erste Stunde als Flugschüler am Flugplatz in Hangelar – damals noch auf Gras. Das Ziel war klar definiert: Der Erwerb des Luftfahrerscheins für Privatflugzeugführer bei der Luftfahrerschule NRW. Mit 17 schnupperte Hajo bereits einmal kurz in die Segelfliegerei hinein, faszinierte sich fortan aber für den Motorflug. „Der Erwerb des Luftfahrerscheins ergab sich damals eher zufällig beruflich. Mein Chef machte einen Schein und fragte mich, ob ich nicht auch Interesse hätte, das Flugzeug als berufliches Fortbewegungsmittel nutzen zu können.“

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Frankfurt Airport – die Reise beginnt
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CapeTownFlyingClub
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Briefing / Lizenzvalidierung

Der erste Tag ein bisschen Sightseeing und die ersten Austern mit einem hervorragenden Wein zum Akklimatisieren. Wobei Akklimatisieren nicht wirklich notwendig ist. Kapstadt liegt in der gleichen Zeitzone wie Deutschland, somit kein Jetleg und der komplette erste Tag kann im vollen Bewusstsein der Sinne erlebt werden.

Der erste Flugtag: Der CapeTownFlyingClub hat seine Räumlichkeiten direkt am internationalen Flughafen von Kapstadt (FACT) und bietet einen gut bestückten Flugzeugpark auf der Basis von Piper Modellen.

Hilda von der Administration hat mich in Empfang genommen und mir die Räumlichkeiten der Schule gezeigt, mich im Buchungssystem angemeldet und mir die wichtigsten Mitarbeiter vorgestellt. Franciska kannte ich schon vom Telefon, sie hatte mir bei der Zusammenstellung der Validierungsunterlagen geholfen.

Mir fiel auf, dass Flugschüler und Fluglehrer eine Pilotenuniform tragen. Die Admin, Küchenpersonal, Flugzeugcleaner und ich waren in Freizeitkleidung unterwegs. Na gut beim nächsten Mal komme ich auch mit Flügelklappen 🙂

Eric wurde mir als Fluglehrer zugewiesen. Bevor er hier als Fluglehrer angeheuert hatte, flog er in Botswana mit einer Cessna Caravan Gäste in die Naturreservate.

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Piper Archer – ZS-KKE
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Ready for departure

Vor dem Fliegen, gab es ein umfassendes Briefing. Luftraumstruktur um Kapstadt, das Verfahren in den Special Rule Areas, Anflugverfahren von un-manned Airfields (es gibt nur un-manned airfields), Tanken aus Fässern und ein Density Altitude Refresher.

In die Luft ging es aber doch noch nicht so schnell. Vorher ein ausgiebiger Check unserer ZS-KKE, eine Piper Archer.

Optisch und technisch hat unsere Archer einen super Eindruck gemacht. Danach Studium des Wetters, Notams, Flugplanung, Spritberechnung und Wight & Ballance. Die Vorbereitungsunterlagen mussten von Erich gegengezeichnet werden und dann ging es erst richtig los.

Wir hatten einen Flug von Kapstadt International Startbahn 19 nach Contermanskoof und Fisantekraal für ein paar Platzrunden geplant. Beim Ausflug aus der CTR konnte ich schon feststellen, dass der Ein- und Ausfliegende Verkehr nicht voneinander getrennt wird. „Traffic in 12o’clock same altitude 6NM – 4NM – 2NM – passed, hurra.

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Schon innerhalb der CTR wurden wir von der Tower-Frequenz auf die Board2Board Frequenz für die Special Rules Area North verabschiedet. Contermanskloof wurde gerade von einigen Maschinen angeflogen. Also in 2000ft über der Platzhöhe über den Platz fliegen, Windrichtung bestimmen, auf der Dead-Side in den Sinkflug bis 1000ft über der Platzhöhe dann Querabflug bis Heckflosse die Sicht zum Platz abdeckt, 90° nach links in den Gegenanflug bis ca. 45° querab Schwelle, wieder 90° links in den Queranflug bis ins Final. Dann Final-Check, V-Target einstellen und dann wie zuhause – landen und durchstarten. Nach ein paar Runden geht es non-stopp weiter, auf unbemannten Plätzen gibt es keine Landegebühr.

Von Contermanskoof nach Fisantekraal sind wir etwas nach Norden geflogen um über unbemannten Gebiet low-level zu fliegen. Trimmung etwas schwanzlastig stellen auf Überleitungen achten und dann im Tiefstflug über die Landschaft – alles legal, wie geil ist das denn.

Anflug Fisantekraal, ein unbemannter Flugplatz mit sogenannter Gravel-Bahn. Auf der Board-Board-Frequenz kein Verkehr identifiziert, somit einmal über den Platz fliegen, Wind feststellen, in Landerichtung über den Platz fliegen und Landebahn begutachten, Tiere verscheuchen und noch einmal rum zur Landung – cool, macht richtig Spaß.

Die Tiere, die man hier unter anderem antreffen kann, sind nicht zu unterschätzen und möchte man bei der Landung nicht vor dem Flieger haben. Danach ging es zurück nach Kapstadt. Einflug über Bottelary Hills North in 1500ft, danach Downwind zur langen Landung auf der 19, Abrollen über Charly.

An der Parkposition hat uns Petras, der Ramp Supervisor in Empfang genommen und die Maschine für die nächste Crew gereinigt und betankt. Nach dem Ausfüllen der Dokumente haben wir nochmals die einzelnen Übungen besprochen und uns für den nächsten Flug verabredet. Mit vielen neuen Eindrücken und hochmotiviert ging es ins Apartment zum Lernen. Zur Lizenz Validierung muss man eine theoretische Prüfung in Luftrecht (Air Law) ablegen. Alle Prüfungsfragen sind veröffentlicht und können mit Hilfe einer „Theorie App.“ gelernt werden.

Am nächsten Tag habe ich mich wieder mit Eric getroffen. Wir planten einen Flug, um das Prüfungsprogramm abzufliegen. Im Prinzip werden die gleichen Inhalte wie in Deutschland gefordert. Allerdings werden die Steepturns mit Vollgas geflogen und die Ziellandungen erfolgen als Notlandeverfahren im Abflug bzw. aus der Platzrunde heraus.

Mit diesem Flugprogram waren alle Elemente für die praktische Validierung abgeschlossen. Da die behördlichen Freigaben noch nicht vorhanden waren, konnte ich leider die Prüfung noch nicht ablegen. Trotzdem sollte es noch in die Luft gehen, sodass wir für den Folgetag einen Flug um das Kap der Guten Hoffnung planten.

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Tafelberg in Wolken
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Greenpoint – Kapstadt

Ein toller Flugtag ging wieder zu Ende. Nun heißt es warten auf das Ergebnis der Bestätigung der eingereichten Dokumente durch die Behörden.

Fazit: Das Fliegen in Südafrika ist ein fantastisches Erlebnis, das ich nur jedem der die Möglichkeit hat, empfehlen kann. Mit einem EASA PPL ist man gut gewappnet, um die Vorgaben für die Erlangung der südafrikanischen Lizenz zu erfüllen. Man sollte sich frühzeitig um die Dokumenten Validierung kümmern, sodass vor Ort nur die fliegerischen Besonderheiten trainiert werden müssen.

Mehr zur Lizenz-Validierung finden Sie auf unserer Webseite unter „XXXXXX“

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Kap der Guten Hoffnung
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Muizenburg
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Die Weingebiete (Constantia, Steenberg) südlich von Kapstadt
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Anflug auf den Flughafen Kapstadt International